Mauro Valle, Head of Fixed Income bei Generali Investments Partners, erklärt, warum das kurze Ende von Euro-Staatsanleihen eine nützliche Diversifizierungsstrategie gegen die unsicheren makroökonomischen Aussichten der Eurozone sein kann.
Eine zaghafte Anhebung
Die Leitzinserhöhung der EZB um 25 Basispunkte am 14. September wurde von den Märkten als "dovish hike" eingestuft. Schwache Konjunkturdaten und die Abwärtskorrektur der Wachstums- und Inflationsprognosen der EZB waren die Hauptgründe für die längere Diskussion.
Die Anhebung erfolgte angesichts der Tatsache, dass die Gesamtinflation nach wie vor als "zu lange zu hoch" angesehen wird und einige Indikatoren, wie die Öl- und Gaspreise, in letzter Zeit gestiegen sind. Die EZB deutete an, dass das derzeitige Zinsniveau ausreicht, um die Inflation im Laufe der Zeit auf das Zielniveau zurückzuführen, und Präsidentin Lagarde deutete an, dass der Schwerpunkt nun auf der Beibehaltung des derzeitigen Zinsniveaus liegt.
Haben wir den Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus der EZB erreicht?
Angesichts des aktuellen makroökonomischen Bildes ist es schwer vorstellbar, wie die Inflation steigen könnte. Die europäischen Einkaufsmanagerindizes haben sich seit Juni deutlich verschlechtert, und das BIP-Wachstum lag im zweiten Quartal bei nur 0,1 % und damit unter den ursprünglichen Schätzungen von 0,3 %. Die neuen EZB-Prognosen gehen jedoch nach wie vor von der ursprünglichen Schätzung eines Wachstums von 0,3 % im Quartalsvergleich aus und erwarten für das dritte Quartal dieses Jahres eher eine Stagnation als eine Verlangsamung des Wachstums, was auf einen höheren Verbrauch aufgrund der rückläufigen Inflation und eines guten Arbeitsmarktes zurückzuführen ist.
Diese Projektionen könnten jedoch zu optimistisch sein. Der disinflationäre Trend wird im Wesentlichen bestätigt, wobei die Erwartungen für die Kerninflation in den nächsten zwei Jahren nach unten korrigiert wurden (-0,1 %). In den kommenden Monaten wird es wichtig sein, die Energiepreise - den wichtigsten Inflationsrisikofaktor - zu beobachten und festzustellen, ob sich die Löhne konsolidieren.
Derzeit rechnen die Märkte nur mit einer geringen Chance auf eine Zinserhöhung im vierten Quartal. Sollten sich im letzten Quartal des Jahres eine stagnierende Wirtschaft und eine Desinflation bestätigen, wird sich der Markt darauf konzentrieren, wie lange die EZB die Zinsen unverändert lassen kann. Derzeit scheint dies eine Diskussion für die zweite Jahreshälfte 2024 zu sein, aber angesichts der Unsicherheit des makroökonomischen Szenarios und vor allem der Schwierigkeit, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Zinserhöhungszyklus vorherzusagen, sollte man die Möglichkeit einer früher als erwarteten Umkehr des geldpolitischen Zyklus nicht ausschließen.